Passito Pantelleria

Die 2000 Jahre Geschichte des Passito di Pantelleria 

Der Wein Passito di Pantelleria wurde erstmals 200 v.Chr. geschichtlich erwähnt, als der karthagische General Mago einige Praktiken der Inselbewohner zusammenfasste: „man erntet die reifen Trauben und liest die besten aus, die schimmeligen werden weggeschmissen. Anschließend werden sie an ein Schilfrohr gebunden und der Sonne ausgesetzt. Einmal trocken, werden die Beeren vom Kamm gelöst und mit frischem Most in Tongefäße gegeben, die dann für die Dauer der Gärung, ungefähr einen Monat lang, mit Deckeln verschlossen werden.“
Diese Quelle bestätigt, dass dieser süße Weintypus bereits in der Antike produziert wurde, indem man die Eigenschaften des Territoriums und das intensive aromatische Potential der autochthonen Rebsorte nutzte. Sie wird mit dem arabischen Namen Zibibbo bezeichnet, einem Namen mit undefinierter Bedeutung, denn es wurde keine passende etymologische Quelle gefunden. Aufgrund der Theorien über seinen fernen Ursprung, wird er auch Moscato di Alessandria oder Moscato di Spagna genannt. Auch wenn die Verwendung der Sorte nunmehr auf die Insel von Pantelleria begrenzt ist, scheinen ihre Wurzeln bei Alexandria in Ägypten zu liegen, von wo sie sich auf den gesamten Mittelmeerraum, inklusive Südspanien mit seinen Inseln, ausgebreitet hat. Auf der Iberischen Halbinsel und in verschiedenen Zonen des südlichen Mittelmeerraumes findet man heute Sorten, die genetisch mit der Zibibbo verwandt zu sein scheinen, unter anderem die Moscatel de Malaga, Moscatel de Jerez, Muscat Gordo Blanco und Salamanna.
Einer antiken mediterranen, punischen Legende zu Folge, hat die Göttin der Fruchtbarkeit Tanit im Hof der Götter den Nektar von Ambrosia mit dem Zibibbo Most der Insel ausgetauscht und so den wunderschönen Apollo erobern können. Die antiken Traditionen des Pantelleria Passito wurden schließlich über die Jahrhunderte, von Generation zu Generation, bis zu uns weitergegeben. Bereits 1900 setzte er sich bei der Weltausstellung von Paris mit Erfolg vom Rest ab und erhielt 1974 als dritter Typus unter den sizilianischen Weinen die DOC Bezeichnung. 2014 wurden die landwirtschaftlichen Praktiken der Alberello Erziehung auf der Insel in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO aufgenommen.

Weltkulturerbe und Territorium des heroischen Weinbaus

Die UNESCO hat die Anbaupraktiken für die Produktion des Passito Pantelleria als Welterbe anerkannt. Die Bewirtschaftung der Weinberge auf der Insel basiert auf sehr alten Methoden, die im Laufe der Jahrhunderte angepasst wurden, um mit den schwierigen und extremen Umweltbedingungen zurecht zu kommen.
Die Landschaft der Insel ist von Hügeln geprägt, die mit der Montagna Grande eine Spitze von 836 Metern Meereshöhe erreichen. Der Boden ist vulkanischen Ursprungs. Das Klima ist warm und mediterran, dem Nordafrikas sehr ähnlich – kein Wunder, die Insel liegt nur knapp 70 Km vor Tunesien. Die marinen, salzigen Winde ziehen kraftvoll über die gesamte Insel, sodass die Araber sie „Tochter des Windes“ tauften. Hier bestehen die vom Wind, Sand und Salz geformten, natürlichen Elemente neben menschlichen Artefakten von seltener Schönheit und Wirkung: Trockenmauern grenzen Grundstücke ein, in den Giardini Panteschi gedeihen verschiedenste Zitruspflanzen und die Dammusi sind Gebäude aus Lavastein gekrönt von einer Dachkuppel zum Sammeln des Regenwassers.
Die einzigartigen und historischen Praktiken des Weinbaus helfen, mit dem schwierigen Klima dieses, vom Wind gezeichneten und von der glühenden Sonne beschienenen, Ambientes zurecht zu kommen. Mittlerweile aber auch, um die natürliche Schönheit der Insel zu erhalten. Es handelt sich um ein wunderschönes Beispiel nachhaltiger Landwirtschaft, die nach antikem bäuerlichem Wissen traditionell auf großer Fläche praktiziert wird. Die Reben werden in ausgehobenen Erdmulden gepflanzt, mit der Funktion, die Pflanze zu schützen und ein Mikroklima zu erzeugen, das ein Überlegen der Vegetation möglich macht. Die Pflanze wird so geschnitten, dass nur sechs Äste an ihr wachsen, womit sie einem kleinen Strauch gleicht. Dieser ist auch als Alberello Pantesco bekannt.

Das Profil eines der weltweit bekanntesten süßen Nektare 

Die bezeichnenden Charakteristiken des besten Passito di Pantelleria sind großartige Farbe, nennenswerter Alkoholgehalt und beachtlicher Zuckeranteil. Die Farbe ist meist leuchtendes intensives Goldgelb mit bernsteinfarbenen und orangen Schattierungen für die komplexeren und älteren Versionen. Die Gerüche sind intensiv, üppig und erinnern an getrocknete gelbe Früchte, wie Aprikose, Honig, kandierte Zitrusfrüchte, getrocknete Feigen und typische Kräuter der Insel, wie Oregano. Manchmal kann man auch faszinierende, komplexe und elegante Noten von Kapern und Salz ausmachen, ein Zeichen für tolle Territorialität und mitreißende Ausdruckskraft. Am Gaumen ist er immer reichhaltig, süß, warm und umgarnend und von großer Struktur, Fülle und Nachhaltigkeit. Zu den bekanntesten Expressionen zählt der Passito di Pantelleria Donnafugata mit dem Namen Ben Ryé, der auf internationaler Bühne bekannteste und von den Kritikern meist prämierte. Ebenfalls einzigartig sind die Etiketten kleiner handwerklicher Produzenten wie Salvatore Murana und Ferrandes.
Man empfiehlt diesen Typus bei maximal 14°C zu servieren, damit die typische Wärme und charakteristische aromatische Üppigkeit nicht als übermäßig erscheinen. Die optimalen Begleitungen zum Passito di Pantelleria sind sehr intensive und herzhafte Süßspeisen: Trockenfrüchte, Mandelkekse oder Marzipan, süße Ricotta oder Fruchtkonfitüre. Sehr passend, wenn auch nicht lokal, sind intensive Käse und Blauschimmelkäse. Die namhaftesten und denkwürdigsten Flaschen können auch als Meditationsweine alleinstehend genossen werden, ohne jegliche Essensbegleitung.

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